BLOG

BLOG

Warum Hundeerziehung ausschließlich über positive Belohnung nicht funktioniert

Erreichen Sie all Ihre Ziele in der Hundeerziehung ausschließlich über positive Belohnung! Klingt für viele nach einem verlockenden Angebot. Es wäre doch so schön gewesen. Aber wie das eben oft mit so verlockenden Dingen ist, sie halten oft nicht das was sie versprechen. Es macht einen riesengroßen Unterschied ob ich sage "Ich arbeite wo es geht über positive Belohnung" oder ob ich sage "Ich arbeite ausschließlich über positive Belohnung". Findet man bei der ersten Aussage wohl viele Stimmen der Zustimmung, muss man bei der zweiten Aussage ehrlicherweise sagen: Netter Versuch. Warum? Zum einen entscheidet der Hund was er als Belohnung und was als Bestrafung empfindet. Kennen Sie sicher auch - Sie meinen etwas überragend gutes getan zu haben und Ihr Gegenüber hat diese Intention irgendwie gar nicht verstanden und ist irgendwie eher genervt. Zum anderen stellt sich die Frage wie ein Hund agiert der aus Menschensicht nur über positive Belohnung erzogen wird. Positive Belohnung heißt nichts anderes, als das Verhalten das mehr werden soll, so belohnt wird, dass wir etwas angenehmes hinzufügen. Hier stellt sich dann auch schon die Gegenfrage. Was tun wenn der Hund Verhalten zeigt, dass wir so gar nicht prickelnd finden und das definitiv weniger werden soll? Denn ein Hund zeigt nicht nur Verhaltensweisen die uns vor Freude an die Decke schießen lassen und die wir unbedingt grenzenlos steigern wollen. Hier lohnt sich ein kurzer Blick hin zur Lerntheorie. Welche Möglichkeiten der Strafe und welcher der Belohnung gibt es überhaupt?

Wenn Verhalten mehr werden soll….
Positive Belohnung - etwas angenehmes wird hinzugefügt
Negative Belohnung - etwas unangenehmes wird entfernt

Wenn Verhalten weniger werden soll….
Positive Strafe - etwas unangenehmes wird hinzugefügt
Negative Strafe - etwas angenehmes wird entfernt


Die Sache mit der Bestrafung

Lust auf ein kleines Experiment?

+ Schreiben Sie doch mal die ersten 5 Begriffe auf, die Ihnen einfallen, wenn ich Ihnen das Stichwort Bestrafung gebe!

+ Überlegen Sie mal, was für Sie konkret Bestrafung bedeutet. Schreiben Sie 5 Dinge auf, die für Sie nahezu Höchststrafe wären und 5 weitere Dinge, die Sie als klitzekleine Strafe betrachten! Finden Sie die kleinstmögliche Art der Bestrafung!

Haben Sie alles aufnotiert? Dann richten Sie Ihren Fokus nun auf die 5 Antworten, die für Sie in die Kategorie Mini-Bestrafung zählen. Oft ist uns gar nicht mehr bewusst, dass wir auch sehr sehr gering dosiert bestrafen können. Und manchmal sind nur Mini-Nuancen von der Intensität erforderlich um den Rahmen der Belohnung zu verlassen und von Bestrafung zu sprechen und umgekehrt.

Bestrafung ist ein starkes Wort. Vor allem geprägt durch unsere Erfahrungen, Erlebnisse und Geschehnisse aus der Vergangenheit, schaffte es dieses Wort in die Top Ten der meist gehassten Worte. Nicht selten wird Bestrafung auch sehr extrem diskutiert und plötzlich werden Bestrafung und Gewalt gleichgesetzt. Was nicht nur von der Sache her falsch, sondern auch fatal ist, weil wir so gravierend aneinander vorbei reden. Der eine erzählt über Äpfel und der andere über Birnen.

Diese Emotionen trüben unseren Blick und um so heftiger wir alte Gedanken weiter denken und je weniger wir reflektieren desto mehr Tunnelblick entsteht. Deshalb finde ich es so wichtig, sich von Zeit zu Zeit mit den Themen intensiv, ehrlich und kritisch auseinander zu setzen. Denn wir wollen ja zum einen unsere Erziehungsziele erreichen und aber auch einen fairen Umgang mit unserem Hund pflegen. Unsere Intention ist Verhalten zu korrigieren, um unserem Hund Lernen zu ermöglichen, so dass er sein Verhalten entsprechend anpassen kann. Ich geb´s zu - ich mag das Wort Bestrafung auch nicht, ich spreche viel lieber von Verhaltenskorrekturen.

Unentbehrlich ist es auch, sich mit den verschiedenen Intensitäten der Belohnung und der Bestrafung auseinander zu setzen. Anstatt die Sache mit der Bestrafung auszublenden und sie weit weg zu schieben, weil sie sich so blöd anfühlt. Schwupps, wird Bestrafung aus dem Wortschatz gestrichen. Allerdings, heißt es nicht, wenn Worte aus unserem Wortschatz gestrichen sind, dass sie auch aus unserem Handlungskatalog fliegen. Nicht die Worte zählen, sondern die Taten. Oft wird, wenn auch unbewusst, eben doch mit Bestrafung gearbeitet. So kann ignorieren als heftige Bestrafung empfunden werden, auch wenn sie oftmals gern das neutrale Etikett bekommt. Auch ein nach vorne geneigter Oberkörper des Menschen kann als Bestrafung empfunden werden. Und ist nicht, nur weil sie nicht körperlich ist, nicht unter Bestrafung zu sehen. Wer möglichst viel über die positive Belohnung arbeiten möchte, der muss wissen wo die Grenzen liegen und sich vor allem mit beiden Seiten sehr gut auskennen.

Die Dosis ist das Gift. Das gilt für Belohnung wie für Bestrafung gleichermaßen. Ein Händedruck, eine Umarmung, Nähe, Lob - all das kann was total angenehmes sein, aber eben auch was mega unangenehmes. Oder?

„Ein zu viel von etwas angenehmen kann eben auch unangenehm werden…
Irgendwie fühlen wir uns nicht ernstgenommen, unsere Grenzen wurden überschritten und hier und da geht uns gut gemeintes Lob einfach nur auf den Geist…..“


Warum ich das erzähle? Ich selber finde es enorm wichtig Dinge immer wieder zu beleuchten und auch zu hinterfragen. So ein bisschen Unruhe stiften im Gehirn. Sorgt dafür, dass man sich wieder leichter sortieren kann. Denn wir allen streben nach Klarheit. Die ist heutzutage wichtiger denn eh und je. So behalten wir einen offenen Geist und schulen unsere Wahrnehmung. Folglich lassen wir uns auch nicht so schnell einen Bären aufbinden.

Wenn Sie noch nicht genug haben und sich noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchten, dann lade ich Sie zu den folgenden 2 Übungen ein:

+ Lassen Sie sich mit ihrem Hund in Interaktion filmen oder gehen Sie eine Interaktion gedanklich durch und screenen genau: Wo haben Sie positiv belohnt? Wo positiv bestraft? Wo negativ belohnt? Wo negativ bestraft? Unterscheiden Sie was Ihre Intention war und wie es tatsächlich beim Hund angekommen ist - das Folgeverhalten Ihres Hundes wird Ihnen hier mehr verraten.

+ Was wäre denn wenn Ihnen wirklich nur die positive Belohnung zur Verfügung stände. Nehmen Sie eine Situation aus dem Alltag mit Ihrem Hund, die Ihnen echte Schwierigkeiten bereitet. Denken Sie dieses Szenario komplett zu Ende. Einzige Bedingung, Sie dürfen nur positiv belohnen. Sehen Sie die Schwierigkeiten und die Konsequenzen?

 

Ich freue mich von Ihnen zu hören!

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Mehr Informationen Ok