Der Rückruf ist für mich eines der wichtigsten Grundkommandos in der Hundeerziehung. Nicht nur, dass ich mich einfach darauf verlassen können möchte, dass mein Hund kommt, wenn ich ihn rufe. Nein, ein gut funktionierender Rückruf bietet nicht nur unseren Hunden, sondern auch der Umwelt ein gewisses Maß an Sicherheit. Wer hier allerdings eine Erfolgsrate von 100% erwartet, der wird schnell enttäuscht sein. Den letztendlich sind Hunde halt auch keine Maschinen und reagieren eben auf bestimmte Reize dann mal überraschend anders. Das sollte uns aber nicht daran hindern, in einen guten Übungsaufbau zu investieren und der 100% Marke so nah wie nur irgendwie möglich zu kommen.
Seien Sie kreativ!
Rückruftraining muss nicht langweilig sein. Wir können durchaus auch spielerisch, mit einer gewissen Prise Kreativität an die Sache rangehen. So bleibt der Spaß nicht auf der Strecke und gleichzeitig wird eine entspannte Lernatmosphäre geschaffen. Wir können hier auf die verschiedenen Bedürfnisse unserer Hunde eingehen und machen uns somit auch viel interessanter. Unter solchen Lernbedingungen lässt es sich nicht nur leichter lernen, sondern die Lerninhalte werden auch viel fester im Gehirn verankert.
Ich habe Ihnen eine Übung mitgebracht:
- Mitspieler: 2 Menschen und ein Hund
- Ort: Bevorzugt erst mal drinnen
- Hilfsmittel: Leckerli - jeder von Ihnen nimmt ein paar in die Hand
- Stehen Sie in geringem Abstand zueinander und gehen in die Hocke
- Einer von Ihnen macht den Hund nun auf sich aufmerksam und lockt ihn zu sich (z.B. über Geräusche wie Händeklatschen)
- Hund kommt ran
- Es folgt die Belohnung
- Leckerli ist verspeist und der Hund erwartet die nächste Belohnung?
- Dann macht die andere Person auf sich aufmerksam
- Hund kommt ran
- Es folgt die Belohnung
- Das geht so hin und her
- Mit fortschreitender Übung, werden Sie sehen, dass Ihr Hund ziemlich zuverlässig kommt. Dann kann auch schon mal Ihr Wunschkommando ins Spiel gebracht werden (z.B. wenn Ihr Hund gerade auf Sie zu rennt)
Allein diese Übungen lässt unglaublich viele Varianten zu. (Verschiedene Distanzen, unterschiedliche Orte, Abrufen aus dem Stand oder aus der Bewegung……) Seien Sie kreativ!
Lassen Sie Ihr Rückrufkommando nicht zum Verschleißteil werden!
Überlegen Sie sich ein Kommando, auf das Ihr Hund später herankommen soll. Egal welches Wort Sie wählen, Sie müssen Ihrem Hund erst lernen was Sie von ihm erwarten wenn Sie das Wort rufen. Denn am Anfang ist nur Bahnhof. Die Verknüpfung Kommando = Herankommen muss erst gelernt werden. Nutzen Sie das Kommando erst dann, wenn Sie ziemlich sicher sind, dass Ihr Hund auch kommt. Bis dahin, machen Sie anders auf sich aufmerksam. Sie können Ihren Hund locken in dem Sie z.B. klatschen, auf Ihren Schenkel klopfen oder in die Hocke gehen. Wenn der Hund kommt, loben Sie ihn. Mit der Zeit bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob Ihr Hund auf Ihre Lockversuche eingehen wird. Wenn er anbeißt und sich auf den Weg macht, können Sie dann irgendwann Ihr persönlich gewähltes Kommando einsetzen. Was kontraproduktiv wäre, wenn Sie das Kommando rufen und der Hund immer wieder andere Möglichkeiten als das Herankommen sucht und findet. Denn so wurde sich das Kommando abnutzen und ziemlich schnell an Wirkung verlieren. Dann stehen Sie da, ganz unglücklich, mit dem Verschleißteil und brauchen ein Neues.
Wählen Sie einen angemessenen Schwierigkeitsgrad!
Ein Fahrschüler der gerade seine zweite Fahrstunde hat, wird vermutlich nicht auf der Autobahn anzutreffen sein. Er wäre schlichtweg überfordert und das Lernen würde durch den empfundenen Stress eher ungünstig ausfallen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie eine angemessene Lernumgebung für Ihren Hund schaffen. Von leicht nach schwer. Aber was ist leicht? Leicht ist es auf jeden Fall wenn der Grad der Ablenkung niedrig ist, wenn der Hund nah bei Ihnen ist, wenn er noch irgendwie abgesichert an der Leine ist. Auch sind kurze Übungseinheiten empfehlenswert. Deshalb, so lächerlich es klingt, ist Rückruftraining im Wohnzimmer am Anfang mehr als nur empfehlenswert. Hier können Sie eine entsprechende Lernumgebung schaffen, Schwierigkeitsgrade erhöhen und Ablenkungen ziemlich genau dosieren. Ganz im Gegensatz zu unserem Leben da draußen. Da fragt das Auto, der Radfahrer, der Jogger, das Blatt im Wind nicht vorher, ob es eben mal einen kurzen Auftritt in unserem Leben haben darf.
Belohnen Sie überraschend!
Beim Rückruftraining wird hin und wieder empfohlen über eine Art Jackpot-Belohnung zu argumentieren. Also eine für den Hund richtig geniale Belohnung zu wählen und ihn bei dieser Übung ausschließlich darüber zu bestätigen. Nur, so verliert der Jackpot irgendwann ein wenig an Reiz, weil er zum Standard und zur Gewohnheit wird. Wenn Sie dagegen abwechselnd belohnen und mit Intensitäten spielen, dann wird Ihr Hund unweigerlich aufmerksamer und die Hammer-Belohnung verliert nicht an Wert. Weil es wie beim Spielautomaten eben nur ab und an Jackpot gibt. Ihr Hund kann sich nie ganz sicher sein und bleibt so auf "Habachtmodus". Gibt es heute wieder diese Hammer Belohnung?
Sichern Sie den Rückruf gegebenenfalls ab!
Manchmal ist es empfehlenswert den Rückruf, solange er noch nicht sitzt, entsprechend abzusichern. Ich arbeite sehr gern mit der Schleppleine. Wichtig dabei ist, sich nie auf eine Sicherheit zu verlassen. Weil Sicherheiten im Laufe des Trainings sowieso peu a peu abgebaut werden sollen. Finden Sie also mehrere Wege, wie Sie in den Kopf Ihres Hundes kommen. Was ich damit meine ist, dass Sie immer noch ein Plan B oder gar Plan C im petto haben sollten. Schlichtweg um unabhängig zu bleiben. Um aus meiner Erfahrung zu berichten. Ich habe in manchen Fällen zwar die Schleppleine als Sicherheit gehabt, habe aber bewusst versucht, anders in den Kopf zu kommen. Bei Samu hat mir hier und da ein Händeklatschen die nötige Aufmerksamkeit verschafft. Worauf hin ich ihn dann körpersprachlich einladen konnte. Auch hier sind Hunde aber wieder sehr verschieden und es gilt erst herauszufinden, wie wir in den Kopf kommen.
Fordern Sie den Rückruf ein!
Wir als Mensch müssen dafür Sorge tragen, dass der Hund unser Kommando auch wirklich mit Herankommen verknüpft. Das heißt, sollte Ihr Hund sich mal dafür entscheiden, nicht heranzukommen, ist es Ihre Aufgabe den Rückruf einzufordern. Damit meine ich nicht, dass Kommando nur laut genug und oft genug rauszuballern, bis sich Ihr Hund vielleicht erbarmt und im Slow-Motion Modus zu Ihnen torkelt. Sondern entweder zu überlegen, wie Sie jetzt wieder in den Kopf des Hundes kommen. Oder, falls Sie ebenfalls mit einer Schleppleine arbeiten, Ihren Hund über diese zu sich ran zu holen. Hier folgt natürlich kein Lob. Das ein oder andere mal wird es eventuell auch passieren - dass Ihr Hund entzwitschert. Dann ist es wichtig, sich einen Rahmen zu schaffen der den Lernprozess wieder positiv unterstützt. Der zum einen wieder mehr Sicherheit bietet und zum anderen die Verknüpfung Kommando = Herankommen wieder stärker und wirkungsvoller werden lässt. Manchmal muss man auch vom Schwierigkeitsgrad nochmals ein bisschen zurückschrauben und im Wohnzimmer üben.