Wie stehen Sie eigentlich zu Konflikten? Was für ein Gefühl verbinden Sie mit Konfliktsituationen? Was war Ihr schlimmstes Konflikterlebnis und warum?
Ich sage es direkt geradeaus: Die Art und Weise wie wir mit Konflikten umgehen finde ich stark verbesserungswürdig. Mag es den ein oder anderen unter uns geben der souverän und adäquat mit ihnen umgeht, schaffen es die allermeisten Menschen aus einem Konflikt eine Zeremonie zu kreieren die eher der Schwere eines Begräbnis gleicht. Gefühlt sind Konflikte hochprozentige Emotionsmonster bei denen jeder am liebsten schleunigst schnell die Escapetaste drücken möchte - im Schleudersitz zurück an einen Ort der Harmonie. Also lieber Augen zu, Ohren zu, Mund zu und einfach so tun als ob nichts wäre. Oder das Ganze lauwarm abspeisen: den Konflikt wieder klein reden, kurz ansprechen und dann ablenken und ad acta legen. Es gibt auch noch die hitzige Strategie: sich so richtig krass reinsteigern. Plötzlich machen alle ihren Laden zu, entscheiden sich nach vorne zu schauen und hin und wieder klopft er leise an unsere Türen: der nie geklärte Konflikt!
Aber wen wundert es eigentlich? Gelernt ist gelernt! Eltern versuchen Konflikte mehr oder weniger konsequent außerhalb der Sichtweite von ihren Kindern auszutragen - die sollen ja nichts von all den bösen und schwierigen Momenten mitbekommen. Diese Zwangskonfliktdiät führt leider dazu, dass wenn diese Menschen später urplötzlich auf einen Konflikt stoßen, eine Art Schockmoment erleben. Der Alarm fährt hoch, der Stresspegel auch und im Kopf herrscht Chaos. Und das weil ein Teil der Realität, einfach weil er als unschön und unnormal empfunden wird, den Kindern bewusst entzogen wird. Hat ein Kind einen Konflikt, kann der verschieden beantwortet werden. Achtung ich beschreibe etwas überspitzt: Die Eltern rasten aus, das Kind wird ignoriert, dann wird kurz alles schön geredet und alles war nicht so gemeint. Und als Entschuldigung gibt´s ne extra große Portion Schokoeis. Unsere Konfliktmentalität zieht sich wie ein roter Faden sauber durch unser Leben. Angefangen im Elternhaus über Kindergärten, Schulen, Unternehmen und in unseren Beziehungen. Und dann stehen wir da mit unseren Hunden und sollen plötzlich einen Professor-Doktor-Schlag-mich-tot in Konfliktbewältigung haben. Guten Morgen Realität!
Wenn Mensch und Hund einen Konflikt haben, es also Schwierigkeiten in der Kommunikation gibt, kann das natürlich viele verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel weil der Hund seinen Mensch nicht als „Autorität“ wahrnimmt. Und damit meine ich gar nicht, dass der Mensch immer als Bootcampdirector auftreten soll. Aber der Mensch hat schon die Verantwortung seinen Hund zu führen. Und wenn der Hund diese Führung nicht annehmen kann, gilt es herauszufinden warum das so ist!
Hier kommen meine 5 Tipps für den Umgang mit Konflikten:
1. Den ersten Tipp habe ich schon heimlich in meinem Text untergebracht: Sich mit dem Thema allgemein auseinanderzusetzen. Heißt, die Geschichte eines Themas zu kennen. Zu überlegen wie wir damit umgehen und warum. Wenn wir uns ein Thema so ins Bewusstsein rufen, löst es hier und da schon den ersten Aha-Moment aus. Und Aha-Momente sind wie eine Eingangstür die sich öffnet und neue Möglichkeiten schafft.
2. Konfliktsensibilität: Justieren Sie Ihre Antennen, so das Sie Konflikte zwischen Ihnen und Ihrem Hund frühzeitig erkennen. Konflikte vermeiden bedeutet nicht automatisch Harmonie; im Gegenteil. Das Konfliktthema wird sich immer mehr zusammen brauen und irgendwann explodieren. Sobald es im Cockpit erscheint, lieber gleich drum kümmern. Gibt es derzeit einen Konflikt zwischen Ihnen und Ihrem Hund? Ist er ganz frisch entstanden oder ist er schon länger da?
3. Hallo Konflikt: Einen Konflikt anzunehmen ist so wichtig. Wir dürfen Konflikte als natürlichen Bestandteil unseres Lebens sehen. Uns selber Gedanken zu dem Konflikt machen, aber auch mit anderen Menschen darüber zu sprechen, mit Vertrauenspersonen oder Experten. Das bietet die Möglichkeit Emotionen und Gedanken zu teilen und sie im Gespräch bestenfalls schon neu zu sortieren. Das Schöne daran ist, dass wir andere Sichtweisen erfahren, die wir so gar nicht auf dem Schirm hatten und uns letztlich zu neuen Ideen oder Erkenntnissen führen. Also was haben Sie davon nicht den Escape-Knopf zu drücken, sondern mal genauer hinzusehen?
4. Klarheit gewinnen: In einem Konflikt steckt man irgendwie in einer Emotionswolke und sieht nicht mehr ganz so klar. Klarheit ist aber wichtig, denn sie macht uns handlungsfähig und gibt uns den nötigen Fokus. Hier können die folgenden Fragen helfen: Warum verhält sich mein Hund in der Situation, wie er sich verhält? Wie verhalte ich mich in der Situation? Wie wirkt sich mein Verhalten auf den Hund aus? Was habe ich bis jetzt schon versucht um den Konflikt zu lösen? Hat irgendetwas besonders gut funktioniert, als ich versucht hab etwas anders zu tun? Ziel ist es ja der Lösung näher zu kommen. Ich habe mir oft gemerkt, dass wenn ich mir selber viele Fragen gestellt hab, mir plötzlich der nächste Handlungsschritt glasklar war, weil mir meine Defizite bewusst wurden.
5. Hilfe annehmen: Ich kenne das von mir selber - früher wollte ich möglichst alles immer alleine schaffen. Das hat sich natürlich nicht um 180 Grad gedreht - aber ich nehme heute Hilfe definitiv öfter und auch durchaus gerne an. Und an manchen Punkten kommt man einfach alleine nicht weiter. Und sich dann bei bestimmten Themen unterstützen zu lassen, führt vielleicht doch zu einem erleichterndem Gefühl und ein Schritt in Richtung Lösung. Schaffen Sie es allein oder brauchen Sie Unterstützung?
Ich glaube die Art und Weise wie wir mit Konflikten umgehen ist eine Sache an der wir alle lebenslang arbeiten können. Und Konflikte können eben auch der Beginn einer wundervollen Veränderung sein!